Unser "Konzertmeister" ist ein
typischer Vertreter einfacher NF-Selbstbauverstärker fur die Rundfunk-Schallplatten-
oder Tonbandwiedergabe.
Wenn wir jedoch seine elektrische
Schaltung betrachten, so sehen wir, daß selbst dieser einfache Verstärker
mit einem gewissen "Komfort" ausgerüstet ist:
Die physiologische Lautstärkeregelung
(Stereopotie) sorgt dafür, daß
auch bei kleiner Lautstärke der ausgezeichnete Klangeindruck erhalten
bleibt.
Die getrennte Höhen- und Tiefenregelung
ermöglicht eine hervorragende Baß- und Höhenanhebung bzw.
Absenkung nach Wunsch.
Die Sprechleistung des Verstärkers
ist fur Zimmerlautstärke mehr als ausreichend, so daß der Verstärker
auch noch über eine gewisse Reserve verfügt.
Weitere technische Merkmale, wie verschachtelter
Ausgangsübertrager, Gegenkopplung, ausreichend dimensioniertes Netzteil
entsprechen den Anforderungen, die man an einen solchen Verstärker
stellen kann.
Der Verstärker ist auf einem
Chassis aufgebaut und kann je nach Wunsch mit einem Gehäuse versehen
oder in einen selbstgebauten Musikschrank eingebaut werden.
Die nachfolgende Beschreibung entstammt dem Buch von Heinz Richter, "Elektroakustik für Alle" :
Ein Selbstbau-Kleinverstärker ("Konzertmeister 58", Radio-Rim)
Für geringere Ansprüche an
die Leistung kommt man mit dem hier beschriebenen Kleinverstärker
aus.
Die Tonfrequenz-Spannung, mit der
sich die volle Ausgangsleistung von 3 Watt am Ausgang einstellt, liegt
bei 200 mV (0,2 V). Jeder Kristalltonabnehmer, die meisten magnetischen
Tonabnehmer mit Vorverstärker, viele UKW-Vorsätze und fast alle
Tonbandgeräte liefern diese Ausgangsspannung und sind zur Speisung
geeignet.
Wenn wir eine Eingangsspannung dieser
Größe an die auf der Chassisrückseite angeordneten Eingangsbuchsen
legen, gelangt sie über den Kondensator C 1, der zur Abriegelung von
Gleichspannungen dient, zum Lautstärkeregler P 1 / P 2. Der normalerweise
an jedem Lautstärkeregler bei kleiner Lautstärke auftretende
Verlust an hohen Tönen wird hier durch die Hinzunahme eines zweiten
Reglers (P 2) beseitigt. P 1 wirkt hier lediglich als veränderliche
Höhenanhebung, deren Größe zusammen mit dem Lautstärkeregler
P 2 geregelt wird, da beide Potentiometer durch eine gemeinsame Achse verbunden
sind. Die durch C 2 und C 3 an den Reglern vorbeigeleiteten hohen Frequenzen
sind durch diesen Schaltungskniff anteilmäßig stets auf den
am Höhenregler P 3 eingestellten Wert gehalten, ohne daß die
Regelung der Lautstärke ihren Anteil an der Ausgangsspannung verändern
kann. P 2 als eigentlicher Lautstärkeregler ist gleichzeitig auch
Gitterableitwiderstand für das nachfolgende Röhrensystem.
Die erste Verstärkerstufe ist
das linke System der Doppeltriode ECC 83. Die Gittervorspannung zur Einstellung
des Arbeitspunktes erzeugt sich die Röhre am Kathodenwiderstand R
2, an dem beim Fließen des Anodenstromes ein Spannungsabfall entsteht.
Die Kathode der Röhre wird um diesen Spannungswert positiver als der
Schaltungsnullpunkt, das über P 2 an Masse liegende Steuergitter folglich
um den gleichen Betrag negativer als die Kathode. Das Überbrücken
des R 2 mit C 4 läßt den Tonfrequenz-Wechselstrom am R 2 vorbeifließen
und verhindert einen Verstärkungsrückgang, der sonst am R 2 eintreten
würde.
Die vom Netzteil gelieferte Anodenspannung
liegt über R 1 an der Anode des Röhrensystems. Die feste Gittervorspannung
(vom R 2) legt die Größe des von der Kathode zur Anode fließenden
Anodenstromes fest und bestimmt auch den Spannungsabfall, der am "Arbeitswiderstand"
R 1 entsteht.
Beim Eintreffen der Tonfrequenz am
Steuergitter überlagert sie sich der festen Gittervorspannung und
vergrößert und verkleinert sie abwechselnd, entsprechend der
Eigenschaft jeder Wechselspannung, laufend zwischen negativen und positiven
Werten zu schwanken. Diese Spannungsschwankungen am Steuergitter führen
zu größeren Änderungen des Anodenstromes und ergeben kräftige
Schwankungen der Spannung am R 1. Die verstärkte Tonfrequenz läßt
sich an der Anode abgreifen und über C 5 in das Klangregelnetzwerk
einspeisen. Es besteht aus C 6 / P 3 / C 7 / R 3 / R 5 / R 4 / C 8 / C
9 / R 6 / P 4 und R 7, seine Wirkungsweise ist leicht zu verstehen: Das
über C 5 eingespeiste Tonfrequenzgemisch besteht aus unterschiedlichen
Frequenzen innerhalb des Gesamtfrequenzbereiches. Die tiefen Frequenzen
(ca. 50 - 100 Hz) können nicht über C 6 fließen, da seine
kleine Kapazität ihnen einen hohen Widerstand entgegensetzt. Nur hohe
Frequenzen (ca. 10 - 15 kHz) läßt C 6 ungehindert zum Potentiometer
P 3 gelangen. Steht der Abgriff dieses Reglers ganz oben, dann ist der
Weg zum Steuergitter des zweiten Triodensystems der ECC 83 frei, hohe Frequenzen
kommen ungeschwächt zur Verstärkung. Je weiter wir den Schleifer
nach unten bewegen, desto stärker wird die ableitende Wirkung des
C 7, so daß in der untersten Stellung kaum noch hohe Töne zum
Steuergitter kommen können.
Für die tiefen Frequenzen bleibt
nur der Weg über R 3 zum P 4 offen. Steht sein Schleifer am oberen
Ende, ist der Weg für die Bässe über R 5 frei. Je weiter
der Schleifkontakt nach unten bewegt wird, desto mehr bekommt C 8 Einfluß,
dessen Größe für den Durchgang tiefster Töne ein Hindernis
darstellt. Da außerdem C 9 mehr und mehr kurzgeschlossen wird, erfolgt
in der untersten Stellung des Schleifers eine Ableitung tiefer Frequenzen
über R 7 nach Masse, so daß ihr Anteil an der Steuerspannung
für die zweite Röhre stark absinkt.
Der Bereich der Mittellagen erfährt
durch dieses Netzwerk eine Schwächung von etwa 1 : 10. Die Anhebung
für Bässe oder Höhen ist also nichts anderes als ein Aufheben
der Abschwächung getrennt nach Höhen und Bässen. Das nachgeschaltete
zweite System der ECC 83 gleicht den Verstärkungsverlust im Netzwerk
aus und liefert darüber hinaus noch eine wirksame Verstärkung
der Eingangsspannung; seine Wirkungsweise entspricht dem bereits beschriebenen
ersten System.
Die an seiner Anode mit C 11 abgegriffene
Tonfrequenz hat, trotz der Verluste im Klangregelnetzwerk, durch die Verstärkung
in zwei Röhrensystemen bereits eine Größenordnung erreicht,
die zur Steuerung der Endröhre EL 84 ausreicht. Auch die Endröhre
arbeitet mit Kathodenwiderstand R 14, überbrückt mit C 14, zur
Vorspannungserzeugung. Sein Wert kann wegen des größeren Anodenstromes
dieser Röhre kiemer sein, obwohl die Endröhre eine höhere
Gittervorspannung braucht. Der "Arbeitswiderstand" der EL 84 wird durch
die Primärwicklung des Ausgangs-Transformators EL 62 / 20 R dargestellt.
Die Sekundärwicklung besteht nur aus wenigen Windungen dicken Drahtes
und weist das richtige Übersetzungsverhältnis auf, um den kleinen
Widerstand (5 Ohm) der Schwingspule des Lautsprechers an den großen
Arbeitswiderstand der EL 84 anzupassen.
Ein Teil der an der Sekundärseite
vorhandenen Tonfrequenzspannung wird über R 17 an den Kathodenwiderstand
des zweiten Triodensystems zurückgeführt. Diese "Gegenkopplung"
verbessert die Wiedergabe-Eigenschaften.
Die Qualität des Ausgangstransformators
hat wesentlichen Anteil an der Breite des übertragenen Frequenzbereiches.
Ist nämlich sein Eisenpaket, über das die Übertragung aller
Frequenzen von der Primär- zur Sekundärseite erfolgt, zu knapp
bemessen, dann wird die Übertragung der tiefsten Töne Schwierigkeiten
bereiten, Lautstärkeverlust und Verzerrungen sind die Folge. Hohe
Töne lassen sich wiederum auch über kleine Eisenkerne übertragen,
wenn nicht zu hohe Kapazitäten der Wicklung gegen den Eisenkern sie
schon vorher nach Masse ableiten. Wenn die guten Eigenschaften des Verstärkers
zur Wirkung kommen sollen, darf nur eine hochwertige Ausführung (im
Bausatz EI 62 / 20 R) mit verschachtelter Wicklung (zur Verringerung der
Wicklungskapazität) und ausreichendem Eisenkern eingesetzt werden.
Die Stromversorgung aus dem Wechselstromnetz
benutzt den kräftigen Netztransformator Bv 2525, dessen Primärseite
auf alle üblichen Netzspannungen umschaltbar und durch eine Sicherung
gegen Überlastung geschützt ist. Eine reichlich bemessene Heizwicklung
liefert die Heizspannung für die beiden Verstärkerröhren,
ihr elektrischer Mittelpunkt ist am P 5 zur Einstellung des geringsten
Brummens veränderlich gehalten. Die Anodenspannung wird durch einen
Selengleichrichter B 250 C 75 gleichgerichtet und mit C 15 gesiebt. Seine
große Kapazität (50 uF) erlaubt die Entnahme der Anodenspannung
für die Endröhre ohne weitere Siebung, da hinter der Endröhre
keine Verstärkung mehr nachfolgt. Für die Versorgung des Schirmgitters
der EL 84 wirkt R 16, zusammen mit C 13, als Siebglied. Die Anodenspannung
der beiden Verstärkerstufen ist mit R 9 und C 10 zusätzlich geglättet.
Eine Schutzwicklung (zwischen Primär- und Sekundärwicklung des
Bv 2525) unterdrückt nicht nur die störende Netzeinstreuungen
in den Verstärker, sie bietet auch mehr Sicherheit gegen gefährliche
Schlüsse zwischen Netz und Chassis.